Christian Gahle, DDS Magazin
Veröffentlichungsdatum:
09 November 2023
Treffen der Holzbildhauerschulen 2023
Vom 28. bis 30. September 2023 trafen sich in Flensburg Vertreter der Holzbildhauerschulen. Dabei standen Fragen im Raum, die selten so offen im Handwerk diskutiert worden sind.
Wie präsentiert sich das Berufsbild »Holzbildhauer/-in« im Internet? Braucht die Branche eine Meisterklasse? Wissen wir eigentlich, für welchen Markt wir ausbilden? Hat das Handwerk die Qualität für eine Anerkennung als »UNESCO Weltkulturerbe«? Diese Fragen diskutierten 25 Vertreterinnen und Vertreter der Holzbildhauerschulen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit dem Flensburger Schulleiter Thomas Deckert. Mit dabei waren außerdem Manon Gödiker von der ProWood-Stiftung des VDMA sowie dds Chefredakteur Christian Gahle.
Eine meisterliche Klasse
Zwar gibt es echte Meisterschulen, aber die Meisterklasse ist etwas anderes: Inhaltlich und finanziell unterstützt von der ProWood-Stiftung treffen sich die bundesweit besten Absolventen eines Jahrgangs, um unter Begleitung eines erfahrenen Holzbildhauers gemeinsam im Laufe einer Woche ihre handwerklichen Fähigkeiten zu verbessern. »Außerdem wird der eigene berufliche Weg herausgearbeitet und konkretisiert. Es geht also auch um Coaching«, ergänzt Manon Gödiker. Dies ist ihr besonders wichtig, denn Anstellungsmöglichkeiten für Gesellinnen und Gesellen sind selten geworden. Früher wurden in großen Betrieben Barockmöbel verziert oder Kuckucksuhren, Holzspielzeug usw. in Handarbeit hergestellt. Das ist heute aus der Mode oder wird von Maschinen erledigt. Also bleibt den Absolventen nur der Weg in die Existenzgründung mit eigener Ausrichtung. »Darauf sind die jungen Leute noch gar nicht vorbereitet«, so Gödikers Erfahrung. Hier schließet die Meisterklasse die Lücke und bietet wertvolle Orientierungshilfe. Über allem steht die Frage, für welchen Markt die Schulen heute ausbilden. Eine Umfrage unter ehemaligen Absolventen soll klären, wie sich deren beruflicher Weg gestaltet hat. Und welche Qualifikationen dafür nötig sind, um gegebenenfalls die inzwischen fast immer rein schulische Ausbildung dahingehend anzupassen.
Aktuell geht es um die Anerkennung der Holzbildhauerei als immaterielles Kulturerbe. Damit eng verknüpft ist der (Bildungs-)Auftrag, diesen Beruf dauerhaft zu erhalten und zu fördern. Den Anfang haben die Schulen in Berchtesgaden, Bischofsheim / Röhn, Garmisch-Partenkirchen, München und Oberammergau gemacht. Der Freistaat Bayern hat sie 2022 aufgrund der Weitergabe und Weiterentwicklung von tradiertem Handwerk in sein Kulturerbe-Verzeichnis aufgenommen. Nun folgen die bundesweiten Anträge. Dass sich Lehrerinnen und Lehrer derart engagiert für den Erhalt eines Berufsbildes einsetzten, liegt vor allem daran, dass es keine andere Institution gibt, die die Fahne der Holzbildhauer hochhält. Vor einigen Jahren haben sich daher die Schulen vernetzt. Seitdem optimieren sie gemeinsam Informationsseiten im Internet und betreiben
Holzbildhauerschulen.de als Website und in den sozialen Medien. Mit Vertretern aus Österreich und der Schweiz entwickelt sich das Treffen jetzt zu einem europäischen Netzwerk.